1.Der Begriff „Redemelodie“
Das menschliche Gehör ist mit der Wahrnehmung von Sprache und Musik untrennbar verbunden. Also entwickeln sich die Beziehungen zwischen Redeintonation und Musik im Kinderalter, was sich durch dieselben Erzeugungs- und Wahrnehmungsorgane erklären lässt. Die Musik und die Rede sind linear. Man nimmt allgemein an, dass die Linearität der Rede vorwiegend klangfarbig ist, sie äußert sich im Wechsel von Formanten-Strukturen in einer Phonemenreihe. Die Linearität der Musik ist dagegen tonal, man fasst Tonhöheunterschiede in einer Tonreihe.
2.Melodie der Äußerung
Der Begriff „Melodie der Äußerung“, der in der Muttersprache kaum relevant ist, gewinnt eine besondere Aktualität für den Fremdsprachenunterricht. Die Intonation wird von der Unterbewusstsein-Ebene auf die Bewusstsein-Ebene befördert. Im Ausspracheunterricht entsteht die Aufgabe, sich eine Mindestzahl von Melodieformen der Zielsprache anzueignen. Die Entwicklung einer neuen Intonationsbasis bezieht sich auf die Einstellung des Gehörs und perzeptive Klangmuster, die musikalischen Motiven nahe kommen.
3.Musikalische Struktur von intonatorischen Einheiten der Sprache.
Die musikalischen Muster stellen rhythmisch-melodische Formeln, bzw. Motive dar, die auf einem tonalen Bezugssystem beruhen. Wie bekannt, bilden 7 Tonhöhenstufen das musikalische Paradigma (endsprechend, do, re, mi, fa, sol, la, si). Jede Tonstufe hat eine bestimmte Funktion (Bedeutung), im wesentlichsten eine der zwei funktionalen Charakteristiken: einen Schwere-oder Strebecharakter. Diese prägen zugleich die Opposition „statisch/dynamisch“, „stabil/labial“, der die Wahrnehmung und logisch-psychologische Bewertung zugrundeliegen. Oppositionelle Bedeutungen stabiler Ton/labialer Ton sind mit den intonatorischen Kategorien „Abgeschlossenheit“ (Terminalität) und „Nichtabgeschlossenheit“ (Progredienz) zu vergleichen.
4. Sprachliches und musikalisches Tonalsystem
Sprachliches Tonalsystem |
Musikalisches Tonalsystem |
||
Funktion/Bedeutung |
Skala (Tonstufen) |
Funktion/Bedeutung |
|
Interrogativität |
Oberer Bereich |
V II VII |
Dominante |
Progredienz |
Mittlerer Bereich |
VI IV III
|
Subdominante |
Terminalität |
Unterer Bereich |
I |
Tonika |